Hilleberg Keron 4 GT

Dieses hervorragende Zelt hatten wir vor unserer Panamerica-Reise favorisiert und dann über einen Händler etwas günstiger erworben, was bedeutet, dass wir diese Unterkunft unbedingt haben wollten und im Anschluss dazu einen ehrlichen Erfahrungsbericht versprachen. Der jetzt folgt:


Eigentlich hatte ich den Erfahrungsbericht zu unserem Hilleberg-Zelt schon fast fertig, als gestern gegen Mittag ein Wüstensandsturm durch und gegen unser Zelt fegte.

Wir bekamen Gott sei Dank eine Warnung von hilfsbereiten Camping-Nachbarn, die uns am Tag zuvor mitteilten, dass wohl Regen und Sturm für den Abend ansteht. Da wir schon eine Nacht mit seitlichem Sandsturm hinter uns hatten, waren wir sehr dankbar über einen zukünftigen Wetterbericht! Gut überlegt blieben wir lieber auf dem Campingplatz, aber wir bauten das Zelt unter einer nahestehenden Überdachung auf mit Windschutz von der Seite. Der Regen kam und Sturm folgte. Über 5 Stunden fegte und tobte vor unserem Zelt ein Wüstensandsturm, wie man ihn nur aus Filmen kennt. Bis zu 90 km/h stürmische Böen hätten uns und dem Zelt sicher nicht ganz so viel Schaden angerichtet, aber in Kombination mit Sand und über 5 Stunden hinweg war das durchaus der größte Härtetest für uns und das Zelt, den wir bisher ertragen mussten, und wir zelteten nicht einmal auf freier Fläche.

Zunächst waren wir über einen sehr langen Zeitraum im Zelt, wobei wir ungeheuer froh über ausreichend Platz waren. So geräumig wie das KERON 4 GT ist, konnten wir in mehr als 5 Stunden den Sturm an uns vorbeiziehen lassen. Selbst unser Unterschlupf bebte vom Wind unter unserem Zelt. Das Ausmaß dieser Katastrophe haben wir noch nicht zu 100% ermessen können. Bisher entdecken wir einfach überall Sand. Selbst im Innenzelt sind hier und dort kleine Staubschichten zu finden und beide Apsiden sehen aus wie zwei Großbaustellen. Das Außenzelt hat sich von Grün zu Grau verfärbt und wir hoffen, dass der Sand der Wasserdichtigkeit des Materials nichts anhaben konnte.

Wegen des oben genannten Erlebnisses wollten wir bei unserer Ausrüstung keine oder kaum Kompromisse bei der Qualität eingehen. Natürlich konnten wir zu Beginn unserer Tour nicht ahnen, dass wir jemals mitten in einem Wüstensandsturm zelten werden, aber wir wollten eben für solche Ernstfälle gewappnet sein. Daher haben wir von Anfang an gesagt, dass wir nur in einem Hilleberg-Zelt nächtigen wollen, wenn wir mit dem Fahrrad unterwegs sind. Manuel hatte schon seit längerem ein AKTO Einmannzelt von Hilleberg und wusste dadurch bereits, dass diese Zelte nicht ohne Grund kaum gebraucht zu finden sind und es auch neu selten Rabatte oder ähnliche Vergünstigungen dafür gibt.

Zunächst dachten wir, ein “stinknormales” KERON geht eigentlich auch, oder?? Vier Leute passen in die kleinere Variante doch auch hinein! Der einzige Unterschied zu unserem jetzigen GT Model bestünde darin, dass die große Apsis gefehlt hätte, über die wir inzwischen allerdings mehr als zufrieden sind!! Dazu vielleicht gleich mal die harten Fakten zu unserem “Zelt-Schloss”: Denn Größe ist ja bekanntlich auch nicht alles, wa? Leicht musste unser Zelt nämlich auch noch sein und ans Fahrrad sollte es ebenfalls geschnallt werden können, sprich, wenn das Packmaß so riesig ist, dass wir bei jedem Lüftchen zum Segel-Fahrrad mutieren, haben wir auch nichts gewonnen. Daher sind wir über die 5,5 kg und 53 cm x 22 cm Ø sehr glücklich. Aber warum nicht gleich die leichtere KAITUM 4 Variante von Hilleberg? Ganz einfach deshalb, weil wir mit 2,5 Jahren Reisezeit und fast täglichem Auf- und Abbau des Zeltes wahrscheinlich mit dem stabilerem Material (Kerlon 1800) vom KERON besser beraten sind.

Was soll ich sagen, nach 9 Monaten fast täglicher Nutzung hat das Zelt-Material tatsächlich fast alles mitgemacht, was wir und unsere Umgebung so zu bieten hatten: Kieseluntergründe, Sandstrände, Wiesen, steinige Feldwege, nadelige/harzende Waldränder, Matschepampe, Wüstenboden oder auch Beton konnten unserer Bodenwanne (+Zeltunterlage) nichts anhaben. Lediglich an der Innen-Naht-Abdichtung sind bisher ein paar poröse Stellen aufgetreten und selbst das entstand eventuell sogar durch die Reibung unserer Isomatten, denn an sehr nassen Tagen hatten wir ab und zu etwas Feuchtigkeit an wenigen Stellen des Bodens. Doch selbst wenn es draußen wie aus Eimern geschüttet hatte, blieben wir hingegen trocken! Das will schon etwas heißen, wenn man mit einem 1,5-Jährigen unterwegs ist, der auf unserer Reise das Laufen gelernt hat und im Zelt manchmal wie ein Gummiball hin und her springt und herumkullert, als gäbe es kein Morgen.

Wenn sich unser Jüngster mal wieder gegen die Zeltwand lehnt und wir Eltern natürlich empört darüber sind, freuen wir uns, dass das stabile KERON unter unserem Popo steht, doch zugleich stellen wir fest, dass man nach einem Regen oder bei steigender Luftfeuchtigkeit das Zelt besser noch einmal nachspannt, um Innen- und Außenzeltkontakt zu vermeiden.

Nicht nur Regen könnte ein Problem darstellen, wenn man zeltet. Wind spielte ebenfalls eine große Rolle, auch vor unserem Megasturm! Ganz besonders die letzten Wochen hatten wir Windgeschwindigkeiten von 60 oder 70 km/h, wo andere Camper mit ihren Zelten abreisen mussten, da sie vom Wind mitgerissen wurden. Bei uns gestaltete sich lediglich der Abbau etwas schwierig, da wir aufpassen mussten, nicht als Gleitschirmflieger durch die Wüste gepustet zu werden. Wer jetzt Wüste hört, und denkt, das war doch sicher unerträglich heiß im Zelt? Ja, wenn es windstill ist und die Sonne auf das Zelt scheint, wird es sehr warm im KERON, ansonsten können wir kleine “Fenster”, genannt Apsidenlüfter (entweder offen, mit Netz oder geschlossen zu nutzen), vom Überzelt an beiden Enden öffnen und das Innenzelt an beiden Tunneleingängen nur mit Moskitonetzgewebe schließen. Dieses Netzgewebe befindet sich ebenfalls am Eingang der großen Apsis (bei Bedarf abnehmbar). So kommen keine Fliegen oder ähnliches Getier ins Zelt oder “Vorzelt” und wir haben ein angenehm kühlendes Lüftchen. Da wir aber zur Zeit Winter haben oder zumindest hatten, wurden uns manchmal auch schon zusätzliche Decken zum Schlafen angeboten, da sie meinten, es wäre doch sehr kalt draußen. Dazu sagen wir meist: “Vielen Dank, aber unsere Schlafsäcke sind sehr gut und das Zelt hält wärmer, als es aussieht.” Es ist tatsächlich so, dass wir im Zelt mindestens 5°C mehr vermessen als außerhalb! Natürlich kommt es uns auch zugute, dass wir zu viert im KERON schlafen und uns somit auch gegenseitig wärmen.

Jetzt könnte man vielleicht denken, “wow, was für ein Zelt, riesig, geräumig und ultra-robust, das dauert doch sicher eine Ewigkeit, dieses Ding aufzubauen?” Nicht wirklich. Dadurch, dass das Innenzelt schon mit dem Außenzelt montiert ist und auch so bleibt, wenn man es am Ende wieder einpackt, braucht man nur die 4 sehr stabilen 10mm DAC Zeltstangen zusammenzustecken, ab in die Schlaufen damit und anschließend mindestens an den 2 “Zelt-Schlauch-Enden” abspannen. In Nächten, wo wir beispielsweise in einer Garage oder Bar untergekommen sind, hat das schon komplett ausgereicht und dauert etwa 15 Minuten. Mit allen gespannten 10 Abspannleinen hält das KERON, wie gesagt, sogar stärksten Stürmen stand. Dazu hat Manuel allerdings wohlweislich vor der Reise noch extra Nagelheringe dazu bestellt, denn wir wollten ja für alle möglichen Eventualitäten gerüstet sein. Die Standardvariante hätte in manchen Extremfällen vielleicht nicht ganz ausgereicht. Beispielsweise biegen sich die regulären Heringe bei sehr festen Böden und werden mitunter sehr scharfkantig vom In-den-Boden-einschlagen.

Ein weiteres “must have” ist für uns auf jeden Fall die optionale Zeltunterlage “Footprint”, welche ebenfalls als Unterlage für unsere beiden Apsiden dient. So minimiert sich das Fegen vom Innenzelt enorm und wir haben trockene Füße bei jedem Wetter. Einmal montiert, bleibt die Plane da, wo sie ist, auch beim Zelt einpacken. Zugleich ist die Unterlage ein doppelter Schutz für das Innenzelt. Sonst hätten wir eventuell schon früher mit der Nahtflickerei anfangen müssen.

Leider haben wir nach ca. 9,5 Monaten Nutzung inzwischen große Probleme mit den Reißverschlüssen. Beim Außenzelt konnten wir mit Reinigen und Kerzenwachs noch etwas bewirken, aber im Innenzelt und speziell an der Stelle, wo wir fast täglich mehrmals ein- und ausgehen, ist leider nicht mehr viel zu retten gewesen. Da wir aber so schnell nicht aufgeben, kontaktierten wir gleich HILLEBERG und haben innerhalb weniger Minuten auch sofort eine kompetente und super verständliche Lösung angeboten bekommen. Anleitung befolgt und den Schieber mit einer Zange etwas zusammengedrückt. Der Reißverschluss funktioniert wieder tippitoppi! Vielen Dank an den schnellen und großartigen Service von HILLEBERG.

Falls sich unser Sohn weiterhin so sehr an den Innenzelt-Taschen vergreift, weil dort natürlich nur die spannenden “Spielsachen” liegen, könnte es sein, das diese eventuell auch reißen…was wir natürlich zu verhindern versuchen, aber manchmal sind wir leider einfach zu langsam für unseren kleinen “Wirbelwind”. Vielleicht könnte man auf diese Zeltinnentaschen auch komplett verzichten, denn alles, was dort untergebracht wird, könnte auch anders verstaut werden, was wir größtenteils auch tun. Genutzt werden sie nur, weil sie eben da sind und natürlich besonders gerne von unseren Kindern. Dafür erweist sich die integrierte Wäscheleine als besonders nützlich. Sie wird sehr oft und viel genutzt. Wie beispielsweise für unser Nachtlicht, feuchte Socken oder mal eine Brille.

Falls wir zeitweise ein anderes Zelt neben uns zu stehen haben, ist ein direkter Vergleich manchmal sehr aufschlussreich, wenn es um Detailfragen geht. Beispielsweise fällt sofort auf, dass das Außenzelt unseres KERONs ungewöhnlich nahe am Boden abschließt, was jeden Wassertropfen elegant und ohne Spritzwasser-Matsch zur Erde begleitet. Das Innenzelt bleibt somit super gut geschützt und trocken. Besonders vorteilhaft ist das ebenfalls für unser Vorzelt. So kann man bei Wind tatsächlich noch etwas Essen kochen! Des Weiteren ist natürlich die Tunnelform sehr außergewöhnlich, aber dadurch ultra-stabil! Dabei fällt weiterhin auf, dass man die robusten Zeltstangen gar nicht sehen kann, da sie komplett “verpackt” in den Stangenkanälen sind, was wieder mehr Stabilität verleiht und zusätzlich den Zeltaufbau vereinfacht!

Verwirrung stiften manchmal unsere zwei Eingänge. Wenn wir Besuch bekommen, fällt es uns immer wieder auf, wie bequem es ist, zwei Ein- und Ausgänge am Zelt zu haben. Je nachdem, wie der Wind steht oder wo am meisten verstaut wurde, kann man sich den Eingang aussuchen. Bei uns hat sich die große Apsis etabliert, da wir meist unsere Radtaschen am kleineren Apsiden-Ende verstauen und das Moskitonetz des “größeren” Eingangs sehr zu schätzen wissen – sei es beim fliegenfreien Kochen oder großzügigen Durchlüften des gesamten Zeltes, aber auch einfach ungestört und windgeschützt den Sonnenuntergang beobachten ist dadurch super komfortabel.

Weitere kleine, aber sehr feine Details sind beispielsweise Stoffverstärkungen an besonders beanspruchten Stellen wie Eingangsbereich oder die Stangenenden. Dort sind ebenfalls extra Spanngurte befestigt, um im Ernstfall noch etwas nachzujustieren. Dadurch bleibt einem das Heringe versetzen erspart.

Fazit:

Wenn du ein Zelt suchst, kommt von uns definitiv die Empfehlung: HILLEBERG!

Unbedingt dazu bestellen: Ein passendes Groundsheet und Nagel-Heringe!

Dann mal ab in die Wildnis!